Die Kunstsammlung des Bezirks Oberpfalz geht auf Reisen
Wegen Umbauarbeiten in der Kebbel-Villa verlassen die Neuankäufe sowie ausgewählte Werke ihr Zuhause und präsentieren sich erstmals an besonderen Orten in der Region. Erste Station ist die alte Kunstmühle in Eichhofen.
Eichhofen, 15. Oktober 2025 - Der Ankauf von Kunstwerken hat beim Bezirk Oberpfalz eine lange Tradition. Mittlerweile zählt die in der Kebbel-Villa in Schwandorf beheimatete und jährlich wachsende Sammlung mehr als 200 Werke. Wegen Umbauarbeiten verlassen die Neuankäufe sowie weitere ausgewählte Werke ihr gewohntes Zuhause und präsentieren sich erstmals an besonderen Orten in der Region. Den Auftakt macht die mühlen.kunst in Eichhofen im Landkreis Regensburg.
Im Zentrum der Ausstellung „Kunst auf Reisen“ stehen die diesjährigen Neuankäufe mit Werken von Albert Braun, Katharina Gierlach, Louise Lang, Barbara Muhr, Alois Öllinger und Jasmin Schmidt. „Der Jury ist es gelungen, wieder ein schönes Potpourri an Kunstwerken anzukaufen“, betonte Schwandorfs Oberbürgermeister Andreas Feller bei der Vernissage am Sonntagnachmittag. Die bestehende Sammlung des Bezirks wird stets aktualisiert und ergänzt, um das hochwertige Kunstschaffen der Oberpfalz und seine kulturgeschichtliche Entwicklung sichtbar zu machen.
„Die Gesellschaft braucht Kunst“
„Kunst hat immer etwas zu sagen – gerade in Zeiten wie diesen, in denen weltweit autoritäres Denken und Unrechtsregime zunehmen. Diese Tendenzen spürt man auch in Europa, weshalb der Stellenwert der Kunst nicht hoch genug einzuschätzen ist“, erklärte Bezirksheimatpfleger Dr. Tobias Appl. Die Gesellschaft brauche Kunst, um für Themen sensibilisiert zu werden. Die Kraft der Kunst verbinde, fördere den Dialog und schenke Orientierung. Appl dankte bei der Premiere in Eichhofen neben den sechs Kunstschaffenden auch den Gastgebern Daniela und Michel-Andreas Schönharting. Die alte Kunstmühle eigne sich perfekt für die Vorstellung der Neuankäufe.
Carina Neuffer, Assistenz des Künstlerischen Leiters der Kebbel-Villa, ging im Anschluss näher auf die sechs Künstler mit Oberpfälzer Bezug und deren angekaufte Werke ein.
Zu sehen sind drei Einzelarbeiten aus der Serie LOLA + ELIAS [+E] von Albert Braun aus Vilseck. Seine Installationen bestehen aus großformatigen Drucken auf hochwertigem, licht- und witterungsbeständigem Synthetikstoff. Braun hat sich für die Serie mit dem Vilsecker Türmersohn Elias Peißner befasst, der mit Lola Montez, der Mätresse Ludwigs I., liiert gewesen sein soll.
Inhaltlichen Bezug zur Oberpfalz hat auch die Arbeit von Katharina Gierlach, die in Winklarn und in Köln lebt. Bekannt geworden ist sie durch ihre Fußballbilder, die sie live im Stadion gemalt hat, wie beispielsweise das angekaufte Ölgemälde eines Spiels des SSV Jahn Regensburg. Gierlachs Malweise ist sehr pastos, das heißt, die Ölfarbe wird sehr dick aufgetragen, so dass eine reliefartige Fläche entsteht.
„Bruchwelle“ heißt die Glasarbeit von Louise Lang aus Gleißenberg. Sie hat ihr Studium an der HBK Braunschweig abgeschlossen und noch eine Lehre als Glasmacherin an der Glasfachschule in Zwiesel absolviert. Bei der Herstellung von Gläsern gibt es immer auch Fehler und Brüche. Damit arbeitet Lang dann weiter. So ist beispielsweise auch die siebenteilige Werkgruppe aus ofengeblasenem Glas entstanden.
Barbara Muhr aus Straubing, die in Regensburg sehr präsent ist, bereichert die Sammlung mit ihrem Bild „Stillbirth“ (Pastell, Acryl und Ölkreide auf Leinwand). Die 2024 während der Artist residency in Leipzig entstandene Arbeit handelt von einem stillen Abkommen, über etwas nicht zu sprechen, um Wunden nicht aufzureißen. Die Dargestellte zieht die Betrachtenden in ihr Vertrauen. Ihr Blick gebietet uns, dieses nicht zu enttäuschen.
Neu ist auch das Gemälde „Innenraum mit Schale“ von Alois Öllinger, der in Bad Kötzting lebt. Es handelt sich um eine Auseinandersetzung mit Bildraum und Realraum, Maß und Proportion. Die Bildarchitektur zielt auf Ruhe und Stabilität ab, die Malerei ist weder gestisch noch sachlich trocken. Malerische Handschrift und Pinselführung sind auf einen ökonomischen Einsatz der bildnerischen Mittel reduziert.
Zu den Ankäufen zählt nun auch die von Jasmin Schmidt aus Flossenbürg stammende Installation „Display OPF“, bestehend aus einem modularen Regalsystem aus den 1960er Jahren, Stuhl sowie drei gerahmten Papierarbeiten mit den Titeln „Buntes Band“, Muster über Falten“ und „Split“. Die Künstlerin begreift ihre Arbeiten als eigenständige Objekte, deren Präsentation konzeptuell mitgedacht wird.
Weitere Informationen
Öffnungszeiten: Die Ausstellung in der alten Kunstmühle in Eichhofen dauert bis Sonntag, 2. November. Geöffnet ist samstags und sonntags von 13 bis 16 Uhr. Weitere Informationen gibt es unter www.mühlenkunst.de
Poetry Slam: Am Sonntag, 19. Oktober, findet um 16 Uhr ein Poetry Slam, moderiert von Kulturpreisträgerin Lena Krebs statt. Der Eintritt beträgt 10 Euro. Karten gibt es an der Abendkasse.
Gespräch: Am Sonntag, 26. Oktober, ab 15 Uhr können die Besucher mit den Künstlerinnen und Künstlern ins Gespräch kommen. Die Kunstschaffenden präsentieren ihre Werke und geben persönliche Einblicke.
Bildergalerie

Carina Neuffer (Kebbel-Villa), die Kunstschaffenden Jasmin Schmidt, Barbara Muhr, Alois Öllinger, Katharina Gierlach, Hausherrin Daniela Schönharting, Bezirksheimatpfleger Dr. Tobias Appl und Schwandorfs Oberbürgermeister Andreas Feller (von links) vor dem Fußballgemälde. (Foto: Bastian Schreiner)