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Versorgung von Menschen mit besonders herausfordernden Verhaltensweisen

Der Bezirk Oberpfalz hat die Aufgabe, die Versorgung seiner Bürger und Bürgerinnen mit behinderungsbedingtem Eingliederungshilfebedarfen sicherzustellen. Manche Menschen stellen an das Versorgungssystem besondere Anforderungen, denen man nicht immer gerecht werden kann. Meist handelt es sich dabei um Menschen, die massive selbst- oder fremdgefährdende Verhaltensweisen zeigen. Dabei wird das gezeigte, besonders herausfordernde Verhalten nicht als grundsätzlich problematisch eingestuft oder als persönliche Eigenschaft der agierenden Personen interpretiert, sondern als Ergebnis eines dynamischen Prozesses im privaten oder professionellen Umfeld des Hilfesuchenden verstanden. Dennoch können die Verhaltensweisen dazu führen, dass die Personengruppe – mit der Gefahr einer Hospitalisierung – in den Bezirkskliniken verbleiben oder außerhalb des Bezirks Oberpfalz versorgt werden müssen.

Das „Eckpunktepapier“

Im Bewusstsein, dass es sich bei der Versorgung dieser Personengruppe um eine Aufgabe handelt, die nur gemeinsam von Klinik, Leistungserbringern und Bezirk gut bewältigt werden kann, hat der Bezirk Oberpfalz einen Diskussionsprozess mit interessierten Leistungserbringern, der medbo und der organisierten Selbsthilfe initiiert und moderiert. Ergebnis dieser Diskussionen ist das „Eckpunktepapier: Versorgung von Menschen mit besonderen herausfordernden Verhaltensweisen in der Oberpfalz“, zu dessen Aussagen sich mittlerweile eine Vielzahl an Beteiligten verpflichtet hat.

1.    Inhalte des Eckpunktepapiers

Durch den Beitritt zu beiliegendem Eckpunktepapier verpflichten sich die Beteiligten zur transparenten, personenzentrierten Kooperation und gegenseitigen Unterstützung. Die essentiellen Ideen dabei lauten:

  • Die beitretenden Leistungsträger übernehmen eine freiwillige Versorgungsverpflichtung für Menschen mit herausfordernden Verhaltensweisen. Um dieser auch nachkommen zu können, werden sie durch medbo und Bezirk in Form von medizinischer Unterstützung und finanziellen Einzelfallvereinbarungen unterstützt.
  • Auf regionaler Ebene werden runde Tische mit allen an der Versorgung dieser Klientel Beteiligten (inkl. FQA, Gerichte, Polizei und Staatsanwaltschaft) geschaffen. Diese dienen unter anderem als Kommunikationskanal zu Politik und Öffentlichkeit.
  • Der Bezirk benennt Mitarbeitende aus Sachbearbeitung, Fachdienst und Pflegesatz als Verantwortliche für Fallkonferenzen. Leistungserbringer bekommen die Möglichkeit, Fallkonferenzen zu initiieren.
  • Auf überregionaler Ebene wird eine „AG Kooperation“ geschaffen, die die im Eckpunktepapier getroffenen Regelungen regelmäßig überprüft und strukturell weiter an der besseren Versorgung der Klientel arbeitet.

Durch eine enge Vernetzung und die Verpflichtung zur gegenseitigen Unterstützung sollen Kündigungen möglichst vermieden und somit eine bessere und passgenauere Versorgung möglich werden. Übergeordnetes Ziel ist dabei die Schaffung eines Oberpfälzer Expertenkreis und die fachliche Weiterentwicklung der Versorgung für diese Klientel in der Oberpfalz.

 

2.    Unterzeichner des Eckpunktepapiers

Seit Erarbeitung des Kooperationspapiers haben folgende Institutionen das Papier unterzeichnet:

Gerne können sich Interessierte an uns wenden!

Ziel des Eckpunktepapiers ist es, noch bessere Rahmenbedingungen für Betroffene zu schaffen. (Foto: Isabelle Treitinger)

3.    Das Konsulententeam

Ziel dieser besonderen Form der Unterstützung ist es, für Menschen mit besonders herausfordernden Verhaltensweisen, deren Weiterbetreuung in Einrichtungen gefährdet ist, inklusive Lösungen zu finden sowie Restriktionen und Ausschlüsse zu vermeiden. Insbesondere sollen dabei verhaltensbezogene Wohnplatz-Kündigungen verhindert werden.

Bei den Konsulenten handelt es sich um Oberpfälzer Experten und Expertinnen mit zielgruppenspezifischen Qualifikationen, Kenntnissen und Erfahrungen, die im Einzelfall vor Ort (im eigenen Dienst, aber auch in anderen Diensten) beratend tätig werden. Durch dieses Team soll den Leistungserbringern, die dem Eckpunktepapier beigetreten sind, die Möglichkeit eröffnet werden, Unterstützung anzufragen, wenn die Weiterbetreuung einer leistungsberechtigten Person in der Einrichtung gefährdet ist. In der Regel beraten dann drei Teammitglieder mit unterschiedlichen Kompetenzen und Qualifikationen die Einrichtung vor Ort hinsichtlich der aktuell besonders herausfordernden Situation. Das Team verfolgt dabei das Ziel, Handlungsalternativen bei herausforderndem Verhalten und im Umgang mit nicht vermeidbaren Konflikten zu erarbeiten und damit die Wohn- und Betreuungssituation nachhaltig zu sichern.

 

Ansprechpartner:

Andreas Kinadeter, Psychiatriekoordinator

andreas.kinadeter@bezirk-oberpfalz.de

0941 / 9100 - 2190