Kloster Waldsassen

Fast 900 Jahre hat das Kloster den Ort Waldsassen und die ganze Region geprägt - als kulturelles, wirtschaftliches und spirituelles Zentrum. Seit seiner Gründung war es in der Hand der Zisterzienser (bis 1803 war es ein Männerkloster, seit 1863 ein Frauenkloster). Während des Kalten Krieges hatten die im ländlichen Grenzraum gelegene Stadt und das Kloster Waldsassen enorme Nachteile und Entwicklungsschwierigkeiten durch ihre direkte Lage an der deutsch-tschechischen Grenze. Nach Fall des Eisernen Vorhangs wurde 1995 Laetitia Fech zur Äbtissin gewählt. Seitdem kämpft sie für den Erhalt des Klosters. Gleich nach ihrem Amtsantritt hat sie 1997 mit der Generalsanierung der Abtei begonnen - der ersten seit der Barockzeit. Dafür hat sie eine einzigartige Finanzierung mit 10 verschiedenen Zuschussgebern gestrickt. Parallel dazu etablierte sie im Laufe der folgenden 20 Jahre vielfältige neue Nutzungen, mit dem Ziel, wirtschaftlich autark zu werden.
Neben der Stiftsbibliothek und der bereits seit 1885 bestehenden Mädchenschule erfolgte 1998 die Einrichtung eines Kultur- und Begegnungszentrums (KuBZ), organisiert als Stiftung, das einen Beitrag zur Förderung der Kultur, der Verständigung der Völker, der Versöhnung der Religionen und der Umweltbildung leisten soll. 2004 wurde eine staatlich anerkannte Umweltstation in der ehemaligen Gärtnerei des Klosters eingerichtet und beim KuBZ angesiedelt.
Seit 2008 bietet die Kloster Waldsassen GmbH & Co KG in den ehemaligen Wirtschaftsgebäuden der Abtei, dem jetzigen Gästehaus St. Joseph, auch Unterkünfte und Bewirtung für die Teilnehmer des KuBZ und Touristen an. Zudem wurde ein Klosterladen im Gästehaus eingerichtet. So hat sich das Kloster mit der berühmten Basilika, die im Besitz des Freistaats Bayern ist, und der Stiftsbibliothek in den letzten zwei Jahrzehnten zu einem Tourismusmagneten entwickelt. Des Weiteren wurde das Stiftland als Kloster- und Kulturlandschaft als touristische Marke von der Stadt Waldsassen etabliert. Das Stiftland ist heutzutage eine wichtige Ferienregion in der Oberpfalz und wurde 2024 mit dem europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet.
Als vorletztes Projekt wurde von 2009 - 2019 das ehemalige Mühlenviertel inkl. Brauerei zu einem Wohnheim für Menschen mit Behinderung, Senioren und junge Familien umgebaut. Derzeit steht die Weiterentwicklung der Stiftsbibliothek zu einem sog. “Dritten Ort” und die Vorbereitung der Dachsanierung an.
Zeitrahmen: 1997 – bis heute
Andauernde Maßnahmen: Ja
Erforderliche Mittel und Ressourcen:
Generalsanierung: circa 40 Mio. Euro. Diese finanziellen Mittel wurden aus verschiedenen regionalen und nationalen Förderprogrammen bereitgestellt.
Erzielte Ergebnisse
- Abtei mit 31 Angestellten als wichtiger Arbeitgeber in der Stadt Waldsassen
- positives Betriebsergebnis seit 2018
- jährlich mehrere tausende Touristen und Besucher (national und international)
- über 420 Schülerinnen in der Mädchenrealschule
- gegenwärtig 6 aktive Nonnen
Lern- oder Transferpotenzial
Durch eine vielseitige Nutzung des Klosters ist ein positiver Standortfaktor entstanden, der neben zahlreichen Besuchern und Touristen auch Kulturschaffende und Akteure aus den Bereichen Bildung, Umweltschutz und Soziales anzieht. Das Ziel war, nach und nach unterschiedlichste Standbeine aufzubauen, welche sich finanziell rentieren, und das gesamte Klostergebäude sinnvollen Nutzungen zuzuführen.
Das Kloster pflegt seit jeher eine sehr enge Kooperation mit der Stadtverwaltung, dem Landkreis, dem Bezirk und weiteren Akteuren, wobei die Äbtissin zu Beginn ihrer Amtszeit als Erstes Politiker der obersten Ebenen von ihren Projekten überzeugte. Zudem wurden von Anfang an der Ort und die Gegend um das Kloster herum mitgedacht und in den letzten Jahren in Zusammenarbeit mit anderen öffentlichen Akteuren das “Stiftland” intensiv touristisch vermarktet. Dabei ist es von großer Bedeutung, dass Stadt und Kloster Waldsassen gemeinsam mit 16 weiteren zisterziensischen Kloster- und Kulturlandschaften Teil des europäischen Netzwerks “Cisterscapes” sind.
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