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Eingliederungshilfe für Menschen mit Behinderungen wirkt

Josef Hartl, langjähriger Referatsleiter der Sozialverwaltung des Bezirks Oberpfalz, zieht zum Abschied Bilanz.

Referatsleiter Josef Hartl (2.v.re.) mit Gattin und Bezirksdirektor Dr. Benedikt Schreiner sowie die Leiterin der Sozialverwaltung Marje Mülder (3.v.re.) beim Festakt zum Abschied (Foto: Bonack).

Regensburg, 17. April 2025 - 1990 hat Josef Hartl als Verwaltungsbeamter seine Arbeit beim Bezirk Oberpfalz in der Sozialverwaltung begonnen. „Damals wurden die Anfragen der Menschen nach Sozialhilfe vor allem nach der Einrichtungsart eingestuft und bearbeitet: Tagesstätten, Internat, Werkstatt und Wohnen. Mehr hat es früher nicht gegeben“, stellt Josef Hartl fest. Nach Prüfung der Anspruchsberechtigung sei die bewilligte finanzielle Unterstützung an die entsprechenden Einrichtungen in der Oberpfalz überwiesen worden. Vorherrschend sei damals der Fürsorgegedanke gewesen.

 Vom Fürsorgegedanken zur echten Inklusion

 Um die Jahrtausendwende setzte schrittweise der Paradigmenwechsel über die Integration zur Inklusion ein mit einem neuen Credo: Nicht der Mensch mit Behinderung muss sich an die gesellschaftliche Realität anpassen, sondern die Gesellschaft steht in der Verantwortung, überall Barrieren aus dem Weg zu räumen, um die bestmögliche Teilhabe Wirklichkeit werden zu lassen. Weltweit beeinflusst war dieser Weg von der gesellschaftlichen und politischen Entwicklung, von Initiativen der Einrichtungen, der Betroffenen und ihren Angehörigen selbst. Einen entscheidenden Anteil hatte die 2006 von den Vereinten Nationen verabschiedete UN-Behindertenrechtskonvention, die im Jahr 2009 in geltendes deutsches Recht umgesetzt wurde, so Hartl. Seitdem habe sich eine beeindruckende Entwicklung vollzogen, die den Menschen in seiner Vielseitigkeit, seinen Stärken und Schwächen in den Mittelpunkt stellt. Bereits seit 2005 wurde der Grundsatz „ambulant vor stationär“ zum Leitgedanken bei der Ausgestaltung sozialer Hilfen. „2008 sind auch alle ambulanten Hilfen von den Landratsämtern an den Bezirk Oberpfalz übergeben worden,“ erinnert sich der Referatsleiter.

 Viele Chancen für Menschen mit Behinderungen

 Seit einigen Jahren arbeiten die Einrichtungsträger daran, Wohn- und Arbeitsangebote zu dezentralisieren, Förderstätten haben ihr Angebot erweitert, der sozialpädagogische  Dienst des Bezirks vereinbart mit Eltern die Frühförderung behinderter Kinder, verschiedene Instrumente wie das „Budget für Arbeit“ oder das Projekt „BÜWA (Begleiteter Übergang Werkstatt allgemeiner Arbeitsmarkt)“ schaffen Chancen für Menschen mit Behinderung, auf dem sogenannten 1. Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Mit Außenarbeitsplätzen der Werkstätten für Menschen mit Behinderung werden Brücken geschlagen zur Übernahme in ein reguläres sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis. Beispiele dafür sind das Café Vielfalt in Regensburg, das Museumscafé Flossenbürg oder das Cafè B 14 der Wernberger Werkstätten.  Die Folgen davon sind sichtbar: Vereinzelt schaffen Unternehmen der freien Wirtschaft reguläre Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderungen und sparen sich so die gesetzlich verpflichtende Ersatzabgabe an den Staat.

In den letzten Jahren ziehen das Inklusionsamt mit dem Integrationsfachdienst, die neu geschaffenen Einheitlichen Ansprechstellen für Arbeitgeber und der Bezirk an einem Strang, um Menschen mit Behinderungen mit einem passenden Arbeitsplatz zusammenzuführen. Das Gesamtplanverfahren ist fester Bestandteil für die Beteiligung der Menschen und/oder ihrer Betreuer an der Festlegung personenzentrierter Leistungen. 

Die Zukunft heißt: Soziale Hilfen mehr konzentriert auf den tatsächlichen Bedarf

 Zur Umsetzung der rechtlichen Vorgaben aus dem Bundesteilhabegesetz haben die Sozialpartner eine neue Rahmenleistungsvereinbarung abgeschlossen. Erreicht werden soll damit eine verstärkte Personenzentriertheit der Hilfen bei gleichzeitiger Transparenz der Kosten. Zum Einsatz kommt dabei auch das neu entwickelte Bedarfsermittlungsinstrument BIBay: Fachleute der Bezirkssozialverwaltung versuchen dabei im Gespräch mit den Menschen mit Behinderung, den konkreten Hilfebedarf zu ermitteln. An dem aktuell in Bayern laufenden Pilotprojekt sind auch vier Werkstätten in der Oberpfalz beteiligt.

Kontinuierliche Weiterentwicklung und innovatives Denken sind wichtig

Unterm Strich zieht Hartl eine positive Bilanz: „Die Eingliederungshilfe hat ihre Rolle als verlässlicher Partner für Menschen mit Behinderungen, ihre Familien und die Gesellschaft bewahrt und weiterentwickelt.“ Die vergangenen 35 Jahre hätten ihm aber auch gezeigt, wie wichtig kontinuierliche Weiterentwicklung und innovatives Denken aller Beteiligter sind, um sich schrittweise einer inklusiven Gesellschaft anzunähern, in der jeder Mensch seinen Platz hat. Trotz vieler aktueller Herausforderungen - angefangen bei den sich verschärfenden finanziellen Rahmenbedingungen bis hin zu Fachkräfteengpässen – ist Josef Hartl davon überzeugt: Die vom Bezirk Oberpfalz mit den Sozialpartnern umgesetzte Eingliederungshilfe wirkt für die Lebensqualität der betroffenen Menschen. Als Mitarbeiter des Bezirks Oberpfalz und Referatsleiter hat Josef Hartl dabei die Oberpfälzer Versorgungslandschaft maßgeblich mitgestaltet und neue Fachkräfte beim Bezirk eingearbeitet und vorangebracht. Mitte April 2025 trat er seinen Ruhestand an.

Viele Wege können zum Arbeitsplatz für Menschen mit Behinderungen führen: Hier eine Mitarbeiterin im Museumscafé Flossenbürg, ein Außenarbeitsplatz des HPZ Irchenrieth (Bild: Wiesner/foto art).