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Das „Budget für Arbeit“: ein Gewinn für Arbeitgeber und Arbeitnehmer

Einsatzbereitschaft, persönliche Motivation und viele helfende Hände: Daniela Hubers Weg von der Werkstatt für Menschen mit Behinderung auf den allgemeinen Arbeitsmarkt 

Regensburg/Parsberg. Von einer Sekunde auf die andere könnte sich unser Leben drastisch verändern: ein Unfall oder eine Krankheit mit schwerwiegenden Folgen machen vor niemandem Halt. Allein in Deutschland lebten laut dem Statistischen Bundesamt 2020 rund 7,9 Millionen schwerbehinderte Menschen. Nur 30 Prozent schafften es laut deren Angaben auf den allgemeinen Arbeitsmarkt. Eine von ihnen ist die 38-jährigeDaniela Huber. Inzwischen übt sie seit knapp drei Jahren ihren Traumberuf aus.

Jeden Tag geht Huber zu Fuß in die Arbeit, ab und zu wird sie sogar von der Chefin höchstpersönlich mitgenommen. In blauer Montur fährt die 38-Jährige dann gegen acht Uhr morgens mit einem silberglänzenden Servierwagen durch die Gänge des Altersheims in Parsberg. Mit viel Liebe und Hingabe serviert sie den Bewohnern ihr Frühstück, spricht mit ihnen und sieht immer wieder nach, ob auch jeder genug zu trinken hat. Für Huber ist mit ihrer Tätigkeit alsStationshilfe ihr größter Wunsch in Erfüllung gegangen. „Ich bin froh, jetzt hier arbeiten zu können“, sagt sie. Ermöglicht haben ihr das unter anderem Heimleiterin Andrea Bogner sowie Markus Moosburger, Jobcoach der Regens-Wagner Werkstätten in Holnstein. Und das Budget für Arbeit.

Die 38-jährige Daniela Huber ist glücklich in ihrem Job. Sie sagt: „Dass ich mit knapp 40 Jahren meinen Traumjob machen kann, hätte ich anfangs nicht gedacht.“ (Foto: Isabelle Lemberger) 

Mit dem Jobcoach ins Berufsleben starten

Als eine von 150 Personen mit Handicap hat Huber viele Jahre lang in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung in Holnsteingearbeitet – und sich eine Chance für den allgemeinen Arbeitsmarkt gewünscht. Hier kommt Jobcoach Markus Moosburger ins Spiel. Werkstätten für Menschen mit Behinderung haben nicht nur die Aufgabe, ihre Beschäftigten zu qualifizieren und am Arbeitsleben teilhaben zu lassen. Sie sollen diese Menschen auch so fördern, dass sie – wenn möglich – in den allgemeinen Arbeitsmarkt integriert werden können.

Das hat in Hubers Fall dank der Hilfe des Jobcoaches geklappt. Moosburger hat Huber zu einem Praktikum im „Zentrum für Betreuung und Pflege Parsberg“ verholfen, in dem sie inzwischen unbefristet angestellt ist. Für das Team sowie Heimleiterin Andrea Bogner ist die 38-Jährige eine echte Bereicherung, wie Bogner im Gespräch deutlich macht. 

Maximal 75 Prozent Lohnkostenzuschuss sichern

Doch neben Huber gibt es noch viele Menschen mit Behinderung, die mehr können und wollen – und einen gesetzlichen Anspruch darauf haben. Denn das Förderinstrument „Budget für Arbeit“, welches es Huber möglich macht, ihren Traumberuf auszuüben, wurde 2018 im Rahmen des Bundesteilhabegesetzes eingeführt. Der Arbeitgeber geht mit dem Menschen mit Behinderung ein sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis ein und erhält einen Lohnkostenzuschuss in Höhe von maximal 75 Prozent durch den Bezirk Oberpfalz (maximal 1579,20 Euro). „Die Fördermittel erleichtern es uns, geeignete Menschen aus der Werkstatt in ein normales Arbeitsverhältnis zu integrieren“, erklärt Moosburger. Am Anfang stehe jedoch immer der Entschluss des Menschen mit Behinderung, diesen Weg zu wagen und die Werkstatt zu verlassen. Und dann brauche es natürlich Arbeitgeber, die einen Arbeitnehmer mit Behinderung als Gewinn für ihre Firma sehen. Helfend zur Seite steht der Integrationsfachdienst des Zentrums für Familie und Soziales, der den neuen Arbeitnehmer unterstützend den Weg aus der Werkstatt zum allgemeinen Arbeitsmarkt begleitet. Für Arbeitgeber gibt es seit Anfang dieses Jahres beim Zentrum Bayern für Familie und Soziales regional angesiedelte Inklusionsberater, die bei allen Fragen im Zusammenhang mit der Beschäftigung, der Einstellung oder Ausbildung von schwerbehinderten Menschen bestmöglich unterstützen.

Heimleiterin Andrea Bogner, Jobcoach Markus Moorburger und Daniela Huber (v.l.n.r.) sind ein gutes Team. (Foto: Isabelle Lemberger)

„Das Budget für Arbeit ist sowohl für den Arbeitgeber wie –nehmer eine gute Sache“, sagt Bezirkstagspräsident Franz Löffler. Angesichts des Fachkräftemangels könne der Arbeitgeber von der Leistungsbereitschaft und der Firmentreue des Menschen mit Behinderung, der am passenden Arbeitsplatz eingesetzt wird, nur profitieren. Genau das bestätigt auch Heimleiterin Andrea Bogner: „Im Team der Hauswirtschafterinnen kann Frau Huber ihre Stärken voll einsetzen.“

Dr. Benedikt Schreiner, Leiter der Bezirkssozialverwaltung hofft, dass noch mehr Unternehmen Menschen mit Handicap die Chance geben, sich auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu beweisen. Der Arbeitgeber bekomme schließlich nicht nur eine motivierte Mitarbeiterin - auch Hubers Selbstbewusstsein sei in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Genauso wie die Zufriedenheit mit sich selbst und ihrer Arbeit.