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Im Einsatz für Gesundheit, Soziales und Kultur

Besuchergruppe aus dem Landkreis Regensburg informiert sich über die Leistungen des Bezirks Oberpfalz 

Bezirksrat Stefan Potschaski (vordere Reihe, 2.v.li.) mit der Besuchergruppe aus dem Landkreis Regensburg (Bild: Bezirk Oberpfalz/Bonack)

REGENSBURG. Ein Reisebus mit Bürgerinnen und Bürgern aus dem Landkreis Regensburg war auf Einladung von Bezirksrat Stefan Potschaski in die Bezirkshauptverwaltung nach Regensburg gekommen, um sich über die Aufgaben und Leistungen der nach den Gemeinden und Landkreisen so genannten „dritten kommunalen Ebene“ zu informieren. Potschaski stellte den Bezirkstag und dessen Ausschüsse als konstruktives Arbeitsparlament vor, in dem die von den Oberpfälzer Bürgern gewählten Mandatsträger sachorientiert vor allem in den Bereichen soziale Fürsorge, Gesundheit und Kultur Entscheidungen treffen.   „Der Bezirk Oberpfalz unterscheidet sich als kommunale Gebietskörperschaft darin wesentlich von der Regierung der Oberpfalz, die als Mittelbehörde die Gesetze und Verordnungen des Freistaates Bayern vollzieht“, ergänzte Hermann Krauß, Abteilungsdirektor der Bezirksverwaltung.

Krauß erläuterte die Aufgaben und Leistungen des Bezirks von der Hilfe für Pflegebedürftige und Menschen mit Behinderung bis zur Kulturförderung und Unterstützung der Fischer und Teichwirte in der Oberpfalz. Er ging auch auf den Bezirkshaushalt ein, der ohne die Ausgaben für das bezirkseigene Kommunalunternehmen medbo in diesem Jahr rund eine halbe Milliarde Euro umfasst. Davon werden rund 93 Prozent im Bereich Soziales aufgewendet. „Deutlich geringer, aber mit großer Wirkung sind die Ausgaben für das Kulturleben“, sagte er und verwies auf die Aufgaben der Denkmalpflege über die Förderung des Laientheaters bis zu den zahlreichen Volksmusikveranstaltungen wie den sehr gut besuchten Zwiefachentagen, der erneut am 18. April in Berching stattfindet. 
„Der Bezirk ist von der Frühförderung über Hilfen im Arbeitsleben bis zum Wohnen im Alter für Menschen mit Behinderung und Pflegebedürftige ein unverzichtbarer Partner“, hob Dr. Benedikt Schreiner, Leiter der Bezirkssozialverwaltung hervor. Gerade für Menschen mit Behinderung sei es wichtig: Je früher die passende Hilfe einsetzt, umso besser kann der Menschen mit Handicap seinen Lebensweg gestalten. Mit seiner finanziellen Unterstützung will der Bezirk die gleichberechtigte Teilhabe der Menschen mit Behinderung fördern. Ein hervorragendes Inklusionsbeispiel ist das Museumscafé der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, dort arbeiten mit Unterstützung des Bezirks Außenarbeitskräfte des HPZ Irchenrieth im Serviceteam mit. Mit dem „Budget für Arbeit“ oder dem Programm „Begleiteter Übergang Werkstatt allgemeiner Arbeitsmarkt“ will der Bezirk Menschen mit Handicap helfen, auf dem ersten Arbeitsmarkt erfolgreich Fuß zu fassen. 

Prof. Dr. Thomas Baghai, Direktor für medizinische Leistungen, stellte die Medizinischen Einrichtungen des Bezirks Oberpfalz (medbo) vor. Das Kommunalunternehmen mit dem Bezirk als alleinigen Träger betreibt in der Oberpfalz acht Kliniken, elf Zentren und vier Pflegeheime, ein hauseigenes Institut für Bildung und Personalentwicklung sowie zwei Berufsfachschulen für Krankenpflege und Krankenpflegehilfe. Mit rund 3.300 Beschäftigten zählt die medbo zu den größten Arbeitgebern in der Region. Rund 16.000 Patienten werden stationär oder teilstationär, etwa 50.000 werden zudem ambulant im Jahr versorgt. Mit der telemedizinischen Versorgung TEMPIS bieten die Ärzte der medbo bei Schlaganfall-Patienten auch vor Ort oberpfalzweit fachärztliche Diagnose und Begleitung an. Ein besonderes Augenmerk richtete Baghai auf das breite Angebot der medbo bei der Behandlung der Volkskrankheit Depression. „Seit 2005 steige die Zahl der Krankschreibungen wegen depressiver Erkrankungen“, so Baghai. Anschließend konnten sich die Besucher von der Behandlungsmethode Neurofeedback ein Bild machen, die deutschlandweit einzig im Bezirksklinikum bei Patienten angewandt wird, bei denen die medikamentöse und gesprächstherapeutische Behandlung nur zu geringen Erfolgen führt. Neurofeedback ist ein modernes EEG-basiertes Behandlungsverfahren, bei den Sensoren die elektrische Aktivitäten des Gehirns messen. „Der Patient kann seinem Gehirn beim Denken zusehen und dabei in kleinen Schritten Veränderungen vornehmen“, erläuterte der mit der Therapiemethode erfahrene medbo-Mitarbeiter Christian Schweiger. Sehr gute Erfahrungen wurden bislang mit Neurofeedback bei der Behandlung von Angsterkrankungen gemacht. Auch bei somatoformen Störungen und einigen therapieresistenten Depressionen wirkt Neurofeedback sehr gut.

Vor dem Mittagessen im lichtdurchfluteten „medborante“ zeigte Bruno Feldmann, medbo-Mitarbeiter und Kunsthistoriker, die 2017 neu gestaltete T4-Gedenkstätte beim Zugang zur Krankenhauskirche St. Vitus. Die Gedenkstätte erinnert an das Schicksal der 642 psychisch kranken und behinderten Menschen, die 1940/41 aus der damaligen Heil- und Pflegeanstalt Karthaus-Prüll in die Tötungsanstalt Hartheim bei Linz deportiert und dort ermordet wurden. Diese Patienten wurden Opfer der im Nationalsozialismus angeordneten T4-Vernichtungsaktion, erläuterte Feldmann. Ein spiritueller und kulturgeschichtlicher Schatz ist die Krankenhauskirche St. Vitus. Die 1110 geweihte Hallenkirche, nachgewiesen durch die wissenschaftliche Analyse eines Eichenbalkens, war nach den Benediktinern von 1484 bis zur Säkularisierung 1804 in der Hand des Karthäuserordens. Zwölf Mönche lebten in kleinen Häuschen mit Garten weltabgewandt in ihren Zellen, um „eins zu werden mit Gott.“ Bis 1852 wurde das Areal als Biergarten genutzt, danach wurde die Königliche Kreisirrenanstalt Karthaus-Prüll eröffnet, die Vorgängerin des heutigen Kommunalunternehmens „Medizinische Einrichtungen des Bezirks Oberpfalz.“