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„Selbstbestimmung sollte selbstverständlich sein“

Die neue Leiterin der Sozialverwaltung des Bezirks Oberpfalz Marje Mülder im Gespräch

Marje Mülder sieht es für ihre Arbeit als wichtig, den Menschen in seinen Fähigkeiten zum selbstbestimmten Leben zu stärken (Bild: Menke/Bezirk Oberpfalz)

REGENSBURG. Vor über drei Monaten noch wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Öffentliches Recht, Sozialrecht und Gesundheitsrecht an der Universität Regensburg, seit rund 100 Tagen Chefin von über 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Sozialverwaltung des Bezirks Oberpfalz. „Der Wechsel von der Forschung in die praktische Anwendung des Sozialstaats ist eine Herausforderung, die mir sehr gefällt“, sagt die gebürtige Ostfriesin Marje Mülder mit einem Leuchten in den Augen. Auf der Busfahrt morgens zum Bezirk stimmt sie sich mit Musik und einem guten Buch auf den Arbeitstag ein. „Und dann habe ich mit einer Bandbreite an Themen zu tun, die je nach Sachlage eine unterschiedliche Herangehensweise verlangen,“ ergänzt die Expertin für Sozialrecht und unterbricht kurz das Gespräch für einen Telefonanruf. „Spannende Zeiten“, sagt sie mit einem Lächeln. „Wir sind mittendrin in der Umsetzung der neuen Rahmenleistungsvereinbarung in ausgewählten Oberpfälzer Werkstätten für Menschen mit Behinderungen“, erläutert sie den Grund des Anrufs. „Jeder Mensch, egal ob behindert oder nicht, steht doch vor der Entscheidung: Was will ich mit meinem Leben eigentlich anfangen? Selbstbestimmung sollte dabei auch für Menschen mit Behinderungen selbstverständlich sein“, bekräftigt sie mit offenen Händen. Nach Abschluss des neuen Rahmenvertrags und der neuen Rahmenleistungsvereinbarung stünden die Bezirke in Bayern und die Leistungserbringer jetzt vor der Aufgabe, die Hilfen für Menschen mit Behinderungen passgenau festzulegen sowie einrichtungsunabhängig zu erbringen. Dazu werde aktuell auch ein neues Bedarfsermittlungsinstrument bayernweit in der Praxis getestet. Dann kommt sie auf das Grundsätzliche: „Was uns alle in der Verwaltung umtreibt: ‚Wie gehen wir bei der Zunahme und Spezialisierung der Leistungen und gleichzeitig weniger Fachkräften mit den stetig steigenden Kosten um?‘“ Klarer Blick, kräftige Stimme, klares Handzeichen, bei dieser Frage ist Marje Mülder in ihrem Element: „Ich sehe nicht die eine große Lösung, sondern viele Schritte auf einem langen Weg“, sagt sie. Der Bezirk kann z.B. in Modellprojekten mit Leistungserbringern erproben, Fachleistungen von einfachen Hilfeleistungen zu trennen. So könne auch in der Hilfe zur Pflege entsprechend qualifiziertes Personal passgenau eingesetzt werden. Mülder vertraut darauf, dass gerade im Sozialbereich die betroffenen Menschen und die Einrichtungen doch am Besten wissen, was sie brauchen. „Ich denke, nicht alles kann und muss der Gesetzgeber regeln. Je mehr Vertrauen die Menschen ineinander setzen, desto einfacher werden Problemlösungen“. Für sie bedeutet das: „Den Menschen in seinen Fähigkeiten zum selbstbestimmten Leben stärken“. Kein Zweifel, Marje Mülder brennt für das, was sie beim Bezirk Oberpfalz tut.