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Online-Angebote, die gut ankommen

Kultur- und Heimatpflege des Bezirks unterstützt im Lockdown Oberpfälzer Kulturszene

REGENSBURG. Das Kulturleben liegt auch in der Oberpfalz seit einem Jahr weitgehend brach: Kaum Auftritte, wenige Veranstaltungen, keine Feste. „In diesen besonderen Zeiten haben wir uns überlegt, wie wir trotz aller Beschränkungen tätig werden können“, erläutert Bezirksheimatpfleger Dr. Tobias Appl die Situation. „Uns war schnell klar, dass es nicht nur um finanzielle Hilfen gehen kann, sondern auch um ideelle Unterstützung, um die Zeit gut zu überstehen.“

Seine regelmäßigen Förderungen an die ehrenamtlich Kulturschaffenden in der Region stoppte der Bezirk Oberpfalz im letzten wie auch in diesem Jahr nicht – selbst wenn es keine oder weniger Veranstaltungen gab und gibt. „Unser Geld soll denen, die das Kulturangebot in der Region seit Jahren bereichern, über diese schwere Zeit hinweghelfen. Es war und ist erklärter Wille des Bezirkstagspräsidenten wie auch der Bezirksräte, diese Förderung nicht einzustellen, nur weil nichts angeboten werden kann“, so Dr. Appl.

Gleichzeitig überlegte das Team um den Bezirksheimatpfleger, wie das eigene Angebot, das in „normalen“ Zeiten analog durchgeführt wird, zu den Menschen gebracht und vielleicht sogar ausgebaut werden kann: Neue Wege für Bewährtes und zusätzliche Projekte hieß die Parole.

Alle wurden kreativ: So startete im Frühjahr 2020 der Dialekt-Podcast „basst scho“ der Mittelbayerischen Zeitung, in dem Bezirksheimatpfleger Dr. Appl zusammen mit Prof. Dr. Ludwig Zehetner Wissenswertes zum Dialekt vermittelt. Im Mai 2020 war die Kultur- und Heimatpflege dann erstmals Kooperationspartner bei einer per Livestream ausgestrahlten Dichterlesung des Oberpfälzer Schriftstellers Bernhard Setzwein.

Das seit vielen Jahren beliebte Kindersingen, in dem jeden Monat Dutzende von Kindern ostbayerische Kinder- und Scherzlieder kennengelernt und begeistert gesungen haben, findet man nun auf youtube, Instagram und Facebook. Der stellvertretende Bezirksheimatpfleger Florian Schwemin lädt dort zusammen mit wechselnden Musikpartnern zum Mitsingen ein – ein Angebot in Zusammenarbeit mit dem Evangelischen Bildungswerk Regensburg, das viele Eltern, Großeltern und vor allem Kinder dankbar annehmen. Für die Weihnachtszeit wurden sogar Extra-Lieder aufgenommen und für die Online-Präsentation aufbereitet.

Ein weiterer Pfeiler der Unterstützung der Kulturschaffenden ist die Online-Seminarreihe mit dem klangvollen Namen „Am Theaterdorfplatz – Kirwagespräche und Bühnenschmankerln to go“. Laienspielberaterin Eva-Maria Eiberger verlegte ihr Seminarangebot einfach in den digitalen Raum. An zunächst fünf Mittwochabenden trafen sich hier interessierte Amateurtheaterleute. An den „Kirwa-Ständen“ begegneten die Seminarteilnehmer Regisseuren, Kostümbildnern und Schauspielern, und „man konnte sich die besten Bühnenschmankerl einfach mitnehmen“, so Eiberger. Der erste Block des „Theaterdorfplatzes“ war von den Oberpfälzer Theatermachern so gut besucht, dass es in eine Fortsetzungsrunde mit vier weiteren Terminen geht.

Der Popularmusikbeauftragte Mathias „Säm“ Wagner entwickelte gleich nach Beginn seiner hauptberuflichen Tätigkeit im Mai letzten Jahres die „Corona-Tagebücher“, in denen er die derzeitige Situation der Kulturschaffenden in der Oberpfalz darstellt. Diese Gespräche veröffentlicht er als Podcasts. Diese sind unter anderem auf der Plattform Spotify abrufbar. Dort pflegt Wagner auch seine eigene Playlist „Neue Popmusik aus der Oberpfalz“, die er regelmäßig aktualisiert und die große Resonanz in der Szene erfährt. Darüber hinaus bietet auch er online-Workshops an.

Regen Zuspruch fanden auch die Online-Sprechstunden der Kultur- und Heimatpflege, die im Februar und März dieses Jahres ganz unterschiedliche Themen behandelten. Unter dem Motto „Jetzt ist die richtige Zeit für…“ widmeten sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an sechs Abenden zusammen mit Experten interessanten Fragen wie „Welche Social Media-Kanäle nutzen wir wie?“ oder „Wie gehen wir mit dem Vereinsarchiv um?“ Interessierte aus Vereinen und Kulturgruppen konnten sich zuschalten und ihre Fragen an die Fachleute richten.

Bezirksheimatpfleger Dr. Appl erläutert den Gedanken, der dahintersteckt: „Wenn man Corona etwas Gutes abgewinnen möchte, dann wohl, dass man sich Aufgaben zuwenden kann, die man als notwendig erachtet, für die aber im normalen Alltag oft keine Zeit bleibt. Man kann Projekte in Angriff nehmen, die in der Zeit des kulturellen Neustarts nach der Pandemie hilfreich und nützlich sind.“ So beinhaltete das Angebot auch die Ausarbeitung eines Hygienekonzepts für künftige Veranstaltungen. Sollte der Lockdown noch länger andauern, wird auch diese Reihe fortgesetzt.

Neben diesen Workshops und Online-Angeboten sind der Bezirksheimatpfleger, sein Stellvertreter, die Laienspieleraterin und der Popularmusikbeauftragte – wie auch in „Nicht-Corona-Zeiten“ – jederzeit telefonisch und per Mail für Fragen und Beratungen erreichbar. Die Kontaktdaten finden sich hier. „Wichtig ist uns, den Kontakt zu den Aktiven nicht zu verlieren und sie zum Weitermachen zu ermuntern“, erklärt Dr. Appl. Man will mit diesem umfangreichen digitalen Angebot mithelfen, dass sich die Ehrenamtlichen auch trotz des Stillstands in der Corona-Pandemie nicht aus dem Vereins- oder Kulturleben zurückziehen. Ziel ist es, dass sich das kulturelle Leben in der Oberpfalz nach der Corona-Pandemie ebenso reichhaltig und vielfältig zeigt wie davor.

Ein Mann an Laptop und Mikrophon.
Popularmusikbeauftragter Mathias "Säm" Wagner an seinem Arbeitsplatz.