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Besonderes Handwerk und intensive Gestaltung - Die Neuerwerbungen des Bezirks für seine Kunstsammlung

Bezirk Oberpfalz hat in den letzten zwei Jahren neun neue Werke für seine Sammlung im Künstlerhaus Schwandorf erworben

SCHWANDORF. Radierung, Hinterglasmalerei oder die Arbeit mit Holzintarsien: Neben den Werken, die der Malerei zuzuordnen sind, offenbaren die Ankäufe des Bezirks für seine Kunstsammlung Bezirk Oberpfalz in den letzten beiden Jahren eine besondere Handschrift der Künstlerinnen und Künstler. „Wer glaubt, Kunst ist vor allem in den Metropolen daheim, liegt falsch“, betonte Bezirkstagspräsident Franz Löffler. Kunst aus der Oberpfalz brauche seine Qualität nicht mehr unter Beweis stellen, ergänzte er. Mittlerweile umfasst die Sammlung Bezirk Oberpfalz 119 Objekte aus dem Bereich Malerei und Grafik sowie 42 Plastiken oder Installationen. 2019 wurde mit einem Werk von Clemens SöIlner erstmals ein Werk mit Holzintarsien angekauft. In dem Pressegespräch stellten Löffler und die Leiterin des Oberpfälzer Künstlerhauses, Andrea Lamest, außerdem  Werke von Christina Kirchinger, Franz Pröbster Kunzel, Thilo Westermann (per Skype aus Paris zugeschaltet),  Rayk Amelang und Renate Christin vor. 

Die  für ihre hervorragende Radiertechnik weit über die Oberpfalz hinaus anerkannte Künstlerin Christina Kirchinger gestaltet Linien und Flächen einerseits zu klar erkennbaren, andererseits auch zu überraschenden  Räumen. Linien begrenzen und erweitern Flächen, gewohnte Raumvorstellungen werden beim Betrachter in Frage gestellt. Die Mitarbeiterin am Institut für Bildende Kunst und Ästhetische Erziehung der UNI Regensburg machte im Pressegespräch auch das aufwändige Tiefdruckverfahren deutlich, mit dem aus dem in Kupferplatten gestalteten Bildnegativ im Tiefdruckverfahren das fertige Bild entsteht.

Künstlerin Christina Kirchinger erklärt den Besuchern ihre Arbeitsweise
Christina Kirchinger (re.) erläutert ihre Radiertechnik im Pressegespräch: Franz Pröbster Kunzel, Bezirkstagspräsident Franz Löffler, Schwandorfs Oberbürgermeister   Andreas Feller, Bezirksrat und Kulturreferent Richard Gaßner und die Leiterin des Künstlerhauses Schwandorf Andrea Lamest (vordere Reihe v. li. n. re.) 

Das mit Holzintarsien erstellte Werk von Clemens Söllner zeigt ein aus vielen Bewußtseinsebenen zusammengesetztes Selbstporträt des Künstlers. Im Gehirn ein Menschenskelett am Steuerrad des Lebens, Schädel-Grabstätten der Weltkriegs-Schlachtfelder von Verdun im Bildhintergrund, ein unter der Erde schlummernder Taucher zeigen die vielen Schichten einer Persönlichkeit. Clemens Söllner, der an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg Bildhauerei studiert hat, kam durch ein Praktikum in einer Schreinerei zum Arbeiten mit Holzintarsien.

Clemens Söllner, o.T. (Selbstportrait)

In die Werke des früher als Bauer tätigen, jetzt freischaffenden Künstlers Franz Pröbster Kunzel fliesst sein sehr starker Bezug zur Natur mit ein. Der EON-Kulturpreisträger von 2010 widmet sich dem Werden und Vergehen in der Natur als Sinnbild für die Veränderungen im Lebensprozess, so auch in dem vom Bezirk 2018 angekauften Werk "Flügelschlag".

Franz Pröbster-Kunzel, "Flügelschlag", Bildrechte: Erich Spahn

 Der per Skype zugeschaltete, aktuell wegen eines Stipendiums in Paris arbeitende Künstler Thilo Westermann erläuterte im Gespräch den Schaffensprozess des in Hinterglasmalerei-Technik entstandenen Werkes Vanitas (Paeonia lactiflora). Aus einer zuvor geschwärzten Glasplatte kratzt er in wochenlanger Feinarbeit winzige Punkte heraus, das Bildmotiv wird dann sichtbar durch die aufgetragene weiße Farbe. Das menschliche Auge nimmt dichte Punktsetzungen als dunkler wahr im Gegensatz zu lockerer Punktrasterung, die heller erscheint. Nur bei Vergrößerung des Bilder wird die Exaktheit der Bildgestaltung durch die von Hand erzeugten Punktsetzung offenbar.

Thilo Westermann, "Vanitas (Paeonia lactiflora)

Mit den zwei in Mischtechnik gemalten Werke der aktuell im Ausland arbeitenden Künstlerin Renate Christin hat der Bezirk auch das Lebenswerk der 1941 in Regensburg geborenen Künstlerin im Blick. Dazu gehören auch die kulturellen und kulturpolitischen Initiativen der Künstlerin, wie die Internationalen Sommerakademien der Bildenden Kunst in Salzburg, die Leitung des Kunstforums im Schloss Eichhofen und vieles mehr.

Der 1977 in Dessau geborene und seit 2002 in Regensburg lebende Rayk Amelang kommt von der Street Art her und bedient sich in seinen Bildmotiven der Bildsprache der Comicwelt. In der Oberpfalz ist er der einzige Künstler, der  im Bereich Pop Art arbeitet. Davon zeugt auch das vom Bezirk erworbene Bild „God save the Queen.“

Alle hier kurz vorgestellten Neuerwerbungen werden auf der großen Jahresschau vom 8. September bis 20. Oktober zusammen mit einer Auswahl der Sammlung Bezirk Oberpfalz im Oberpfälzer Künstlerhaus in Schwandorf zu sehen sein.